Über den Dächern von Nizza

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Natürlich ist Nizza fest in Touristenhand. Der Massentourismus gelangt (wie ich) via EasyJet und Bus als erstes in die überall gleich aussehende Einkaufsmeile. Wer es sich leisten will und kann, fliegt wahrscheinlich mit dem Helikopter vom Flughafen direkt nach Cap-Ferrat. Als ich am späten Vormittag aber im winzigen, dafür teuren Hotelzimmer ankam, entschädigte mich der Blick auf das Meer sofort, denn die Cote d‘Azur macht ihrem Namen tatsächlich alle Ehre. Das perfekt glitzernde Mittelmeerblau habe ich selten so schön gesehen wie hier. Berauschend.
In den Urlauben in Frankreichs Süden musste ich bereits leidvoll erleben, dass man zwar wie Gott in Frankreich speisen kann, aber nicht jederzeit. Um 14 Uhr schließt in der Regel mittags die Küche und öffnet auch erst wieder um 19 Uhr. Man muss sich also an die traditionellen Essenszeiten halten, wenn man nicht verhungern will. So saß ich daher schon um 12 Uhr mittags gerade rechtzeitig vor dem großem Ansturm an einem Restauranttisch am Strand unterhalb der Promenade – vor mir Pasta, dahinter das glitzernde Meer – ein Traum.

Zur Nachspeise wurde ich Zeuge unerwarteter Gäste: Da war die italienische Filmcrew, attraktive Frauen und Männer um die 30, die perfekte Besetzung für jeden Dolce-Gabbana-Spot. Und als Kontrast das gut betuchte Paar um die 60, sie frisch von der Schönheits-OP, ein Tuch schützte ihr Gesicht nur halb gegen die Sonne, der Pekinese leckte ihr geschwollenes Gesicht und sie ließ es matt geschehen.

Mein anschließender Rundgang brachte die schönsten Seiten von Nizza – neben dem Meer – zum Vorschein. Von der Küstenseite aus stieg ich den grünen Schlosshügel mit seinen Ruinen und kleinen Wasserfällen hinauf, immer mit unglaublicher Aussicht auf das Meer. Ganz oben auf dem Hügel überraschten mich schließlich der jüdische sowie der christliche Friedhof von Nizza. Da ersterer während des Sabbat geschlossen war, konnte ich nur den christlichen Teil besuchen und lediglich von da aus in den anderen Teil hinüber schauen. Die Friedhöfe boten einen beneidenswerten Platz für die letzte Ruhe, hoch über der Stadt mit Blick auf die Bucht.

Den Hügel auf der Rückseite wieder hinab landete ich schließlich im Museum für moderne und zeitgenössische Kunst (MAMAC), u. a. mit sehenswerten Werken von Yves Klein, Niki de Saint-Phalle und der Fluxus-Gruppe – bei kostenlosem Eintritt. Nicht verpassen sollte man die tolle Dachterrasse mit Blick über die Stadt. Von dort aus über die große Promenade du Paillon ging es direkt zurück zu meinem Hotel am Gartin Albert des Ersten mit der großen Wasserfontäne. Den Abschiedsdrink am Abend gab‘s im modernen Hotel Beau Rivage. Am nächsten Morgen hieß es dann schon wieder „Au revoir Nizza“.

Nachtrag:
Seit dem blutigem Anschlag in Nizza im Juli 2016 steht diese Stadt leider nicht mehr nur für Genuss und Lebensfreude sondern (sicher nicht zuletzt deswegen) auch als Synonym für den neuen Terror in unserer Mitte in einer grausamen Reihe mit Paris, Brüssel, Istanbul und München. Daher ist es umso wichtiger, dass wir unsere Freiheit, Lebensfreude und Werte umso mehr verteidigen und hochhalten.
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