Brighton Rock

Selbstmörderklippen und High Tea im Grand HotelFoto 2-1

Der mittlerweile längst verblichene und dabei damals schon morbide Charme der Sixties in Brighton, zitiert in zahlreichen Kinofilmen und dort oft mit reichlich Gewalt ausgeschmückt, zieht immer noch zahlreiche Neugierige an den berühmten Pier. „Quadrophenia“ von 1978 machte den Kampf zwischen Vespa fahrenden, modischen „Mods“ und klassischen Rockern, der sich von Margate die Küste entlang bis Hasting hinzog und seinen Höhepunkt im Mai 1964 in Brighton fand, unsterblich. Der Brighton-Pier sieht äußerlich immer noch so aus wie im Film, nur die Spielhöllen und Souvenierläden hinter den weißen Fassaden sind neu. Ebenfalls wiedererkennbar ist das klasssische Grand Hotel, erbaut 1864, das bei einem Bombenattentat der IRA auf Margaret Thatcher zum Parteitag der konservativen Partei 1984 schwer beschädigt wurde. Für Touristen bietet das Grand Hotel heute einen wunderbaren Meerblick, den man vor allem an kühlen Tagen, also meistens, beim klasssischen High Tea mit Scones und Gurkensandwiches wunderbar genießen kann. Aber Vorsicht: richtig warm wird es nie, dafür sorgen überall einfaches Fensterglas und schlicht warme Luft, die in den Raum gepustet wiird. Nichts für deutsche Frostbeulen. Da weiß man wieder, warum die Engländer witterungsbedingt so abgehärtet sind. Ob da auch der nicht nur von mir hochgeschätze englische Humor herkommt? Wie auch immer, für „Quadrophenia“-Fans bleibt das Hotel der Arbeitsplatz von Ace, gespielt von Sting. Im Film fährt Jimmy, nachdem er realisiert hat, dass sein Held und Vorbild Ace nur ein einfacher „Bellboy“, d.h. Hotelpage ist, mit seinem Motorroller über die Klippen von Beachy Head.

High Tea Tischetagere

Apropos Beachy Head: Auch „Brighton Rock“, ein britisches Gangsterdrama von 2010 mit Sam Riley und Helen Mirren, endet angeblich hier – am Leuchtturm. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Graham Greene (1938), welcher einige Zeit in Brightons Umgebung gelebt hat. Anders als das Original und die erste Verfilmung von 1947, die beide in den 1930er Jahren spielen, macht Sam Riley als Kleinganove 1964 die Stadt unsicher, genau zur Zeit des “Battle of Brighton”. Zwei Filme die in Brighton spielen, zweimal ein dramatisches ähnliches Finale am Beachy Head. Da stellt sich die Frage, wer zitiert hier wen?

Allerdings haben meine Freunde und ich bei unserem Besuch Beachy Head nur durch Zufall entdeckt. Im Bus auf dem Weg zu den Klippen „Seven Sisters“ stellte sich heraus, dass der Weg viel weiter war als gedacht und ein freundlicher Mitfahrer empfahl Beachy Head, den mit über 160 Metern höchsten Kreidefelsen in England, nicht weit davon entfernt besagter Leuchtturm.Jedoch erwähnte unser neuer Reiseführer weder, dass der öffentliche Bus von Brighton dort nur Sonntags hinfährt, sonst ist es ein ordenlicher Fußmarsch über mehrere Kilometer, noch den Bezug zur Flimgeschichte. Er wusste jedoch zu erzählen, dass die Klippe bis heute mit durchschnittlich 20 Suiziden pro Jahr der beliebteste Platz bei Selbstmördern in ganz England ist.

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Auch in der Musikgeschichte ist Brighton beliebt: Der Film „Quadrophenia“ basiert nämlich auf der gleichnamigen Rockoper von The Who 1973, welche die Geschichte um den jungen Mod Jimmy bereits in Brighton enden lässt. Die Beatles sind außerdem in Brighton aufgetreten, Gary Moore von Thin Lizzy lebt in Sussex um die Ecke und Abba gewann den Eurovision Song Contest in … Brighton!
Links:

„Brighton Rock“ wurde hauptsächlich in Eastbourne gedreht, nur wenige Szenen wurden in Brighton selbst gefilmt. Für die Film-Version von 1947 gibt es jedoch eine Führung: www.brightoncitywalks.com

Die Quadrophenia-Tour: www.brightonwalks.com

Das Event-Highlight für Fans ist der Brighton Mod Weekendender im August: www.newuntouchables.com

Für Genießer oder zum Aufwärmen: High Tea im Grand-hotel (unbedingt reservieren!): www.grandbrighton.co.uk

Schönes und sehr leckeres Restaurant bei Beachy Head: www.vintageinn.co.uk/thebeachyheadeastbourne/

Preisgekröntes vegatarisches Restauranr in Brighton, unglaublich lecker, wir waren drei mal dort: www.foodforfriends.com

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